Pflegeberatung ab 01.01.2026 nur noch als Hausbesuch – ein Interview

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FH:Sie sind seit 25 Jahren als Pflegeberaterin tätig – 15 Jahre mit einem Büro in der Aachener Innenstadt, anschließend noch einmal 10 Jahre in Aachen-Brand. Wenn Sie auf diese Zeit zurückblicken: Was hat Sie damals ursprünglich dazu bewegt, diesen Beruf zu ergreifen?

Bohnes: „Die Pflegeberatung hat sich 2001 eher zufällig ergeben. Ich hatte meine Stelle als Heimleiterin aufgrund von Unzufriedenheit mit dem Träger gekündigt. Danach gab es viele Anfragen von Angehörigen bei mir, wie sie mit der Situation, die durch meinen Weggang entstand, umgehen sollten. Da habe ich gerne geholfen. Und eine Angehörige meinte zu mir, dass ich diese Hilfe doch beruflich gegen Honorar anbieten könnte. Es gebe schließlich viele hilflose Angehörige pflegebedürftiger Menschen. Da entstand die Idee der Pflegeberatung.“

FH:Wie würden Sie die Atmosphäre an den beiden Standorten beschreiben – gab es einen spürbaren Unterschied zwischen Innenstadt und Brand?

Bohnes: „Oh ja! In der Innenstadt hatte ich zwar meine Kundinnen und Kunden, aber es war doch anonym. In Brand bin ich innerhalb kurzer Zeit für die Branderinnen und Brander ein fester Bestandteil und eine wichtige Anlaufstelle für das Thema Pflege geworden. Ich fühlte und fühle mich hier zuhause.“

FH: „Nun schließen Sie nach 25 Jahren Ihren festen Bürostandort zum 31.12.2025. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Bohnes: „Um es kurz zu sagen: Ich bin älter geworden. Ich werde im kommenden Januar 62 Jahre alt. Da ist es auch für mich an der Zeit, etwas kürzer zu treten. Ich möchte zukünftig die eine oder andere Stunde weniger arbeiten.“

WohnuFH:Ab dem 01.01.2026 beraten Sie ausschließlich im Rahmen von Hausbesuchen. Warum ist diese Form der Beratung für Sie und Ihre Kundinnen und Kunden besonders wertvoll?

Bohnes: „Wenn ich das häusliche Umfeld der pflegebedürftigen Menschen kennenlerne, kann ich auch wertvolle Tipps zur Wohnumfeldgestaltung, etwa zur Vermeidung von Stürzen, geben. Zudem werden auch Hürden abgebaut, wenn die Kundinnen und Kunden nicht mehr zu mir, sondern ich zu ihnen komme.“

FH:Was verändert sich dadurch in Ihrem Arbeitsalltag?

Bohnes: „Ich kann mich auf meine Kundinnen und Kunden konzentrieren. Es ist möglich, die Termindauer besser einzuschätzen und dadurch besser zu planen. Ich kann eine höhere Preisstabilität bieten, da ich durch die Aufgabe des Büros meine eigenen Kosten reduziere. Aber vor allem spare ich auch Zeit. Etwa die Zeit, die ich benötige, zum Büro und wieder nach Hause zu fahren. Ich kann Dinge zwischendurch mit weniger Aufwand erledigen, weil ich nicht für alles ins Büro fahren muss. Ich hoffe, meine Pausen werden entspannter, weil ich diese dann zeitweise auch in meinem Garten verbringen kann.“

FH:Wie fühlt es sich für Sie persönlich an, die gewohnte Büroumgebung hinter sich zu lassen?

Bohnes: „Mein Büro war immer mein zweites Zuhause. Und ein Zuhause gibt man nicht gerne auf. Daher war es auch kein leichter Schritt, diese Entscheidung zu treffen. Das ist nicht von heute auf Morgen passiert. Ich habe mehr als ein Jahr benötigt, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen und die Umsetzung zu planen. Jetzt allerdings bin ich froh, diese Entscheidung getroffen zu haben und ich freue mich auf die Begegnungen mit meinen Kundinnen und Kunden in deren zuhause.“

FH:Gibt es etwas, das Sie aus dem Büroalltag besonders vermissen werden?

Bohnes: „Ja. Die zufälligen Begegnungen mit Nachbarinnen und Nachbarn und auch den Kundinnen und Kunden, wenn ich vom Parkplatz zum Büro, mit dem Hund in den Park oder zum Bäcker gegangen bin. Da gab es immer ein Lächeln, einen Gruß, ein paar Worte, die gewechselt wurden. Das wird mir fehlen.“

FH:Wie stellen Sie sich Ihre Arbeit in den kommenden Jahren vor?

Bohnes: „Ich werde meinen Schwerpunkt auf die gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsbesuche bei Pflegegeldbezug und die Rechtsdienstleistungen im Bereich der Pflegeversicherung sowie meine Tätigkeit als gerichtlich bestellte Pflegesachverständige legen. Ich hoffe, insgesamt etwas weniger zu arbeiten und mehr Zeit mit meinem Hund und in meinem Garten verbringen zu können.“

FH:Welche Botschaft möchten Sie Ihren bisherigen und künftigen Kund-innen  und Kunden zum Abschied vom Büro mit auf den Weg geben?“

Bohnes: „Auch wenn ich nicht mehr im Büro in Brand bin, so bin ich ja immer noch erreichbar. Während sich für mich einiges ändert, ändert sich für einige meiner Kundinnen und Kunden gar nichts und für andere nicht viel. Ich bin immer noch da und helfe wie gewohnt. Im Grunde werde ich noch näher an meinen Kundinnen und Kunden sein. In Zukunft haben meine Kundinnen und Kunden keine Wege und keine Hürden mehr. Stattdessen erhalten sie meine Beratung in ihrer vertrauten Um-gebung.
Ich möchte aber auch allen danken, die mich in meinem Büro besucht haben, für das Vertrauen und die vielen wertvollen Gespräche.
Und in der Zukunft freue ich mich auf gute Gespräche, überall dort, wo meine Kundinnen und Kunden sind.“