Ich weiss nicht, was ich davon halten soll: weil viele Pflege- und Hilfskräfte, die die 24-Stunden-Pflege abdecken sollen, aus Polen kommen und (noch) kein Deutsch sprechen, bietet die Volkshochschule Verlbert Pflegebedürftigen und deren Angehörigen Polnischkurse an.
Die polnischen Fach- und Hilfskräfte lernen die deutsche Sprache oft erst hier in Deutschland. Der Gesprächsbedarf ist aber gerade zu Beginn der Pflegebeziehung sehr hoch.
In dem Kurs sollen die Teilnehmer die Grundlagen der polnischen Sprache – ohne grammatikalische Regeln – erlernen. Es soll vor allem um Vokabeln aus dem Alltag, etwa Einkaufen und Waschen sowie Auskünfte zum Wohlbefinden wie Schmerzen und Müdigkeit gehen. Aber auch Themen aus dem medizinischen Bereich, etwa Medikamentenverordnung und Dosierung sollen Bestandteil des Sprachkurses sein.
Diese Idee wirft für mich Fragen auf, etwa, warum die osteuropäischen Pflegekräfte nicht die Möglichkeit erhalten, einen Sprachkurs in ihrem Heimatland zu besuchen, um dann mit wesentlichen Sprachkenntnissen ausgestattet, zum Pflegebedürftigen nach Deutschland zu kommen. Denkbar ist auch, dass diese Kräfte einen Deutsch-Intensiv-Kurs hier in Deutschland erhalten.
Ich bin jedenfalls gespannt, ob der Vorstoss der VHS Verlbert Schule machen wird.
Ich finde die Idee gar nicht so schlecht. Warum soll Völkerverständigung immer nur eine Einbahnstraße sein und wir immer wie selbstverständlich davon ausgehen, dass alle Welt deutsch sprechen muss. Und dass wir hier in Deutschland auf die Betreuer/Innen aus Osteuropa angewiesen sind, zeigt die hohe Zahl der Schwarzarbeit – ein Abstimmung mit den Füssen.
Der eigentliche Grund aber könnte auch sehr einfach sein: die Preise für Betreuer/Innen, die wenig deutsch sprechen, sind wesentlich geringer als für Personen mit guten Deutschkenntnissen. Diese Betreuer/Innen sind oft sehr gut motiviert und sehe engagiert. Und nach relativ kurzer Zeit sprechen die meisten so gut deutsch, dass sie den Alltag bestens meistern können.
Wir bieten in Polen Sprachkurse für unsere Betreuer/Innen an, stellen aber immer wieder fest, dass die Sprache richtig erst im Gastland erlernt wird – außerdem bin ich der Meinung, dass das wesentliche Element dieser Arbeit in der Empathie liegt und dass ‘sich verstehen’ am wenigsten etwas mit der Sprache zu tun hat.
Viele Grüße
werner
Hallo Herr Tigges,
nun ja,
finde ich nicht. In Deutschland selbst gehe ich aber tatsächlich davon aus, dass das der Fall ist.
Ich denke, es spricht nichts dagegen, wenn eine Betreuungskraft ihre Sprachkenntnisse in D verbessert oder vervollkommnet. Aber rudimentäre Deutschkenntnisse sind aus meiner Sicht in der Pflege (in Deutschland) sehr wichtig. Es ist auch für die Pflegekraft nicht gut, wenn sie den „Polnischkenntnissen“ ihres Arbeitgebers ausgeliefert ist.
Die Verständigung nur über Empathie kann auch ein ganz schöner Schuss nach hinten sein – gerade wenn unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. :bye:
Hallo Frau Bohnes!
Jede Münze hat eben zwei Seiten (ok., ich geb‘ drei Euro fürs Phrasenschwein) – und manchmal auch drei Seiten – wenn sie auf der Kante stehen bleibt. 😉
LG
werner tigges
Hallo Herr Tigges,
ich gebe zu, gute Deutschkenntnisse erleichtern auch mir die Arbeit. 😀